Für die Erschaffung einer neuen Forstmaschine benötigt man Leidenschaft und Hartnäckigkeit

Konstruktionsteamleiter Aki Pyykkö

Konstruktionsteamleiter Aki Pyykkö

Die Produktisierung einer neuen Forstmaschinenserie ist ein Prozess mit vielen Phasen, der mindestens einige Jahre dauert. Ein Blick hinter die Kulissen der Konstruktionsarbeit offenbart ein Team, dass sich von der Problemlösung inspirieren lässt, dass mit Leidenschaft bei der Arbeit ist und dass sich nicht von der Tatsache entmutigen lässt, dass es jahrelang dauert, bis ihre Arbeit sichtbare Früchte trägt. 

Die Skizzierung einer neuen Serie von Forstmaschinen beginnt, sobald die vorherige Serie auf dem Markt ist. Aber es dauert lange, bis sie dann auch tatsächlich auf den Einschlagplätzen eingesetzt wird. Der Ausgangspunkt der Konstruktionsarbeit, sind die sich ständig weiterentwickelnden Bedürfnisse der Kunden.

John Deere erfasst diese aus zahlreichen Quellen, vor allem aber von seinen eigenen Kunden und Forstmaschinenfahrern, mit denen Engineering Manager Timo Laitinen und Engineering Teamleiter Aki Pyykkö persönlich oder über die Kundendienstteams zusammenarbeiten. Da die Kundenbedürfnisse aus aller Welt stammen, sind sie unweigerlich sehr unterschiedlich. 

Jedoch herrschen unabhängig vom Marktgebiet gewisse Trends vor. “Für den Eigentümer der Maschine ist die Produktionsleistung der Maschine bei der Arbeit nach wie vor das Wichtigste. Aber heutzutage reicht es nicht aus, eine Maschine zu haben, die funktioniert; man weiß jetzt, dass auch der Komfort des Fahrers zu einer höheren Maschinenleistung beiträgt”, sagt Laitinen.

Die Verbesserung der Gebrauchstauglichkeit der Maschine und des Arbeitsablaufs ist ein Trend, der aus vielen Blickwinkeln am Reißbrett der Ingenieure landet. 

Nordeuropa hat eine lange Tradition beim Wohlbefinden am Arbeitsplatz und bei der Ergonomie an sich, aber auch hocheffiziente, feineingestellte Produktionssysteme in Südamerika erfordern es, dass der Fahrer die bestmöglichen Bedingungen hat.

Vom Entwurf, zur Konstruktion, über das Testen und schließlich zur Produktion

Bei John Deere wird die Entwicklung einer neuen Serie von Forstmaschinen durch einen jährlich genehmigten Portfolioplan ausgelöst. „Derzeit wird eine neue Überprüfung vorgenommen, deren Umsetzung für Ende des Jahrzehnts geplant ist“, stellt Laitinen fest.

Einige der Projekte, deren Entwurf geplant wurde, sind kritische Entwicklungsprojekte, die eine vollkommen neue Technologie auf den Markt bringen werden. Daher ist auch der Produktentwicklungszyklus länger. “Der Entwurf neuer Funktionen für eine Maschine erfordert Zeit sowohl für die Entwicklung und das Testen der Struktur und des Steuersystems”, erklärt Pyykkö.

Eine gute Teamarbeit ist für die Erschaffung einer neuen Forstmaschinenserie notwendig. Das aus 23 Personen bestehende Konstruktionsteam für die Forstmaschinen, die Antriebssysteme und die Kraftübertragung wird von Timo Laitinen geleitet, der den Ball am Rollen hält und dafür sorgt, dass Ziele eingehalten werden.

Teamleiter Pyykkö leitet das Projekt für die Harvester und ist für die praktische Implementierung zusammen mit dem Team zuständig.

Zusammen mit den Maschinenbauingenieuren umfasst das Projektteam Ingenieure für den Rahmen und das Antriebssystem, außerdem Elektroingenieure sowie Spezialisten für die Bereiche Hydraulik und Automation, die für die Implementierung der einzelnen Unterprojekte zuständig sind.

Die Phase der Projektdefinition dauert ein bis zwei Jahre. In dieser Zeit werden alle neu auftretenden Kundenbedürfnisse kritisch überprüft. “Wir ermitteln, welche Implementierungen für die unterschiedlichen Kundenbedürfnisse notwendig sind, und vergeben Punkte für die wichtigsten Funktionen. Wir versuchen, Lösungen zu finden, die für den Kunden von echtem Nutzen sind”, sagt Laitinen.

Zwar liegt der Fokus bei der Entwicklung auf Kundenbedürfnissen, aber auch das Gesamtbild muss berücksichtigt werden. Ziel der Entwicklung ist es, aus dem Blickwinkel des Kunden, der Produktion und der Rentabilität eine herausragende Lösung zu finden. Ein kleiner Markt verringert die Rentabilität nd kann daher ein hohes Qualitätsrisiko sein.

Neue Technologien werden erst dann auf dem Markt eingeführt, wenn sie gründlich und zuverlässig getestet und validiert wurden. Gemäß John Deeres Produkttestverfahren wird ein neues Produkt oder Maschinenmodell mindestens 2.000 Teststunden unterzogen. “Bei uns ist nicht der Kunde derjenige, der die fertige Maschine testen muss”, stellt Laitinen fest.

 

"Eine gute Maschine allein reicht nicht aus; man weiß jetzt, dass auch der Komfort des Fahrers zu einer höheren Maschineleistung beiträgt."

- Engineering-Manager  Timo Laitinen -

Die Fahrer haben eine HauptrolleTimo Laitinen

John Deeres Forstmaschinen werden in sehr unterschiedlichen Umgebungen eingesetzt, in denen die unterschiedlichen Bedingungen sich auf die Beladung der Maschinen und auf die Art der Nutzung auswirken. Bei der Entwicklung müssen Faktoren wie Temperatur, das Gefälle des Geländes, Baumarten, ihr Gewicht und verschiedene Sortierungen berücksichtigt werden.

Noch wichtiger als die Umgebung sind die Fahrer der Maschinen. In jedem Markt kann man extreme Beispiele finden: einige Fahrer kümmern sich gut um ihre Maschinen und ziehen sich sogar die Schuhe aus, wenn sie die Kabine betreten; andere kümmern sich erst um die Wartung, wenn die Maschine nicht mehr läuft.

“Der größte Unterschied bei den Bediengewohnheiten ist auf die verschiedenen Hintergründe, die Ausbildung, Erfahrung und Vorlieben zurückzuführen”, stellt Laitinen fest. Das Niveau der Fahrerausbildung ist sehr unterschiedlich, und in einigen Gebieten gibt es nicht einmal eine Ausbildung. Viele Arbeitsweisen basieren auf persönlichen Vorlieben oder alten Gewohnheiten, nicht so sehr auf technischen Begründungen.

“Eine Ladung kann gegen das Stirngitter stabilisiert werden, wodurch Druck auf das Stirngitter ausgeübt wird, oder sie kann auf dem Boden stabilisiert werden, wodurch Druck auf den Greifer ausgeübt wird. Wir müssen beide Methoden berücksichtigen.”

 

Der Weg und das Ziel sind beide motivierend

Wenn man das fertige Ergebnis nur alle paar Jahre sieht, benötigt man andere Motivationsquellen. Was ist das Beste bei der Entwicklung neuer Forstmaschinen?

“Ja, ich bin von dieser Arbeit wirklich begeistert. Ich mag es, Dinge aus verschiedenen Blick-winkeln zu betrachten und Pläne oder 3D-Modelle zu studieren. Das ist so interessant”, gibt Pyykkö zu.

Laitinen erkennt eine Reihe an motivierenden Faktoren, sowohl bei ihm selbst als auch bei seinen Mitarbeitern. Für viele ist die Hauptmotivation ein High-Tech-Produkt, dessen Fertigstellung nicht das einzige Ziel ist. Auch die Problemlösung und alles, was man auf dem Weg dahin lernt, stellen eine Bereicherung dar. 

“Der Höhepunkt ist natürlich die Fertigstellung des Produkts und das Anhören des Feedbacks von den Kunden, aber das bekommt man vielleicht erst Jahre nach den eigentlichen Bemühungen.

Bis dahin begeistert einen das vielleicht nicht mehr so sehr, weil man bereits mit neuen Projekten beschäftigt ist. Für mich ist die schönste Phase die Phase der Projektdefinition: zu vereinbaren, was wir machen wollen“, sagt Laitinen.

 

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TEXT: ANNE KASTARINEN, BILD: JOHN DEERE